Herne, Dezember 23: In den letzten drei Wochen vor den Weihnachtsferien präsentierte das Europateam unserer Schule eine besondere Ausstellung: „Du Jude! – Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“, ein Projekt der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., das als Wanderausstellung durch ganz Deutschland geht.
Die Vorbereitungen dazu hatten schon im Frühjahr begonnen, sodass kein Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern bestand. Allerdings kam in einer Abteilung auch der Israel-bezogene Antisemitismus zur Sprache.
Zunächst aber ging es darum, sich Kenntnisse über das Judentum anzueignen. Auf 21 Roll-ups wurden Grundinformationen vermittelt und die Geschichte des Judentums dargestellt.
Besonders informativ dargeboten wurde auch der Zusammenhang zwischen dem politischen Antisemitismus und dem christlichen Antijudaismus. Ohne den Antijudaismus in Theologie und Kirche ist eine Entstehung des Antisemitismus nicht denkbar. Die Schuldgeschichte der Kirchen bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde nicht verschwiegen.
Die Shoah mit all ihren Folgen, aber auch der fehlgeleiteten Aufarbeitung führt zu einem sekundären Antisemitismus, der zu einer Schlussstrichmentalität verleitet und eine Täter-Opfer-Umkehrung vornimmt.
Verbindungen mit Rechtsradikalismus und Verschwörungstheorien gaben den Schüler*innen einen Einblick in die aktuelle Relevanz des Themas.
Die Ausstellung weckte bei vielen Schüler*innen Interesse für das Thema. Sie führte aber auch zu streitigen Diskussionen, gerade angesichts der gegenwärtigen Konfliktlage. Dies war auch nicht anders zu erwarten.
Es bleibt die Hoffnung, auf die Bedeutung historischer Fakten und Kenntnisse hingewiesen und zur eigenständigen Verantwortung motiviert zu haben. Die Einladung, sich dem Thema Antisemitismus zu stellen, wurde jedenfalls von zahlreichen Klassen und Kolleg*innen angenommen.
Text: Horst Hoffmann
Fotos: Martin Schröder