„Wir kochen Öl und gewinnen dabei noch weitere Produkte.“ So vereinfacht drückte es unser Guide mit einem Schmunzeln bei der Führung über das Betriebsgelände der Ruhr Oel GmbH Gelsenkirchen im Ortsteil Scholven aus. Mutterkonzern der Ruhr Oel GmbH ist BP, das höchstwahrscheinlich in Deutschland durch ARAL am Besten in unseren Köpfen verankert ist.
Was so einfach klingt („Öl kochen“), ist bei näherem Hinsehen allerdings ziemlich komplex. In zwei Gruppen geteilt wurden die HBFG12a und HBFG12c, in Begleitung von Herrn Wiering und Herrn Daut, über das Gelände geführt bzw. gefahren. Die streng bewachte Raffinerie darf nur per Bus und in Begleitung befahren werden. Ehemalige Mitarbeiter im Vorruhestand begleiten diese Touren und glänzen hierbei mit fundiertem Fachwissen, insbesondere in chemischen Prozessen.
Das beeindruckende Gelände, das einer eigenen kleinen Stadt gleicht, ist mit dem zweiten Werk in Gelsenkirchen-Horst per Pipeline verbunden. Apropos Pipeline: Aus Wilhelmshaven (rd. 280 Kilometer) und Rotterdam (rd. 250 Kilometer) führen zwei Pipelines in das Werk Gelsenkirchen und versorgen das Werk mit 1.000.000 Tonnen Rohöl pro Monat.
Die Klassen lernten beispielsweise eine Hydrocracker-Anlage kennen. Bei diesem Verfahren der Petrochemie werden lange Kohlenwasserstoffketten in kürzere gespalten. Ziel ist u.a. die Herstellung von Benzin, Kerosin oder Diesel. Auf der Tour über das Werksgelände konnten aber auch die Fackeltürme begutachtet werden, die man ebenfalls von der Autobahn aus beobachten kann. Auffällig ist hier die meterhohe Flamme, die überschüssige Gase umweltbewusst verbrennt, damit sie nicht in die Atmosphäre gelangen.
Die Fußgruppe durchlief die Ausbildungswerkstätten. Hier wurden die zahlreichen technischen und chemischen Berufsbilder vorgestellt, die BP ausbildet. Hier wurde u.a. der Unterschied zwischen Chemikanten und Chemielaboranten verdeutlicht. Dazu nutzt das Unternehmen insbesondere die Standorte Gelsenkirchen, Bochum, Hamburg und Lingen. Aktuell bildet BP in Gelsenkirchen 45 junge Menschen aus, hauptsächlich im Beruf des Chemikanten. Die Übernahmechancen sind übrigens hervorragend. Weiteres Plus: Bei BP sind Noten nicht alles, dennoch „solle man einen Dreisatz beherrschen können“, so der Bildungskoordinator des Werkes.
Highlight des Tages war das Meeting mit dem Vorstandsvorsitzenden der BP Europa SE, Wolfgang Langhoff. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Vorstandsvorsitzender eines weltweit agierenden Unternehmens Zeit für Schülerinnen und Schüler nimmt. Herr Langhoff allerdings war bestens gelaunt und hatte sichtlich Spaß daran, private als auch wirtschaftliche und ethische, zum Teil kritische Fragen, zu beantworten. So stellte er heraus, dass die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung gegeben werden muss, auch wenn man ein Erdöl verarbeitendes Unternehmen kritisch sehen könne. In Sachen E-Mobilität brachte er einige Zuhörer zum Nachdenken, denn er stellte beispielsweise klar, dass ein E-Fahrzeug zwar emissionsfrei sei, die Herstellung der dazugehörigen Batterien aber keinesfalls. Einen Zukunftstipp hatte er ebenfalls parat: Eine zweite Sprache zu beherrschen sei ein Vorteil für die persönliche Zukunft.
Dieser Nachmittag bei BP wurde möglich gemacht vom Initiativkreis Ruhr, eines der stärksten regionalen Wirtschaftsbündnisse Deutschlands. Ziel dieses Bündnisses ist die Entwicklung des Ruhrgebiets und die Sicherung der Zukunft. Was passt da besser als die Unternehmen mit der Zukunft zusammenzubringen? Dadurch entstand u. a. der Gedanke der TalentMetropole Ruhr. Unter dem Format „Dialog mit der Jugend“ treffen Jugendliche auf Top-Manager der Wirtschaft für ein Gespräch auf Augenhöhe. Diesen Eindruck konnten an diesem Tag unsere Klassen vom sympathischen und authentischen Vorstandsvorsitzenden der BP gewinnen. Herzlich bedanken möchten wir uns als Schule und auch als Klassen bei Herrn Kreuzinger, der mit seinem Team die Vorbereitung auf den Termin übernommen und auch die Durchführung organisiert hat. Weitere Informationen zur TalentMetropole Ruhr findet ihr auf den folgenden Webseiten: http://talentmetropoleruhr.de und http://i-r.de/
Übrigens: Wer sich für ein Praktikum oder für eine Ausbildung bei BP interessiert, kann sich jährlich im Zeitraum 1. Juni bis 31. Oktober ausschließlich online bewerben. Nähere Informationen, auch zu den detaillierten Ausbildungsberufen, findet ihr auf der Homepage www.bp.com .
Text: H. Aras (HBFG12c)/A. Daut
Fotos: A. Daut/BP