Im Rahmen einer Unterrichtseinheit im Evangelischen Religionsunterricht über die Sozial- und Kirchengeschichte des Ruhrgebietes besuchten mehrere Unterrichtsgruppen im Foyer der VHS die Wanderausstellung über Ludwig Steil, der in der NS-Zeit Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Holsterhausen war.
Die Schülerinnen und Schüler der IU 1, IU 2, BaU und der FOS 13a haben die Inhalte der Ausstellung in einer Gruppenarbeit unter vier Themenstellungen erarbeitet.
Herkunft und Anfänge
Ludwig Steil wurde am 29. Oktober 1900 als achtes von elf Kindern in Lüttringhausen bei Remscheid geboren. Der Vater war geistlicher Vorstand der diakonischen Einrichtung Tannenhof. Die Mutter erzog ihre Kinder in bergisch-pietistischer Frömmigkeit. 1918 absolvierte Ludwig Steil sein Abitur und begann im selben Jahr sein Theologiestudium, das er wegen eines Kriegseinsatzes kurzfristig unterbrechen musste. Der 1. Weltkrieg traf die Familie schwer, weil zwei seiner Brüder ihr Leben ließen. Nach dem Krieg nahm Steil sein Studium wieder auf. Er studierte in Münster, Tübingen, Berlin, Bonn und Utrecht. Nach dem Examen, dem Vikariat und einer Zeit im Predigerseminar in Wittenberg und Preetz – wo er seine erste Frau kennenlernte – wurde er 1929 Pfarrer in Holsterhausen. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1933 seine zweite Frau Gusti, ebenfalls eine Theologin.
Kirchengemeinde Holsterhausen
Im Jahr 1904 wurde die Evangelische Kirchengemeinde Holsterhausen gegründet. Sie bestand überwiegend aus Arbeitern und kleinen Geschäftsleuten. Nach einer Blütezeit erschwerten Arbeitslosigkeit und Inflation das Leben der Menschen in der Gemeinde. Hinzu kamen atheistische, kommunistische und freidenkerische Ideologien, die in den zwanziger Jahren zu massiven Kirchenaustritten führten.
Ludwig Steil ließ sich nicht beirren, hielt standhaft seine Predigten in den Gottesdiensten, besuchte beharrlich die Gemeindeglieder zu Hause und bot Bibel- und Gesprächskreise an.
In seinen Vorträgen vermittelte er zentrale Glaubensinhalte und nahm Stellung zu politischen und sozialen Fragen.
Die Bekennende Kirche
Im Jahre 1932 wurde die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ in Berlin mit dem Ziel gegründet, das Führerprinzip als eine autoritäre durch strenge Hierarchien geprägte Organisationsform nicht nur auf der politischen, sondern auch auf der kirchlichen Ebene einzuführen. Mit der Ernennung Hitlers zum Reichkanzler begann der Kampf um Kirche und Bekenntnis. Dieser bewegte Ludwig Steil zum Eintritt in den Pfarrernotbund, der sich gegen die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche wandte. Der Konflikt eskalierte u.a. durch das „Wort und Bekenntnis westfälischer Pastoren zur Stunde der Kirche und des Volkes“, das unter Mitarbeit von Ludwig Steil und Pfarrer Dr. Hans Ehrenberg aus Bochum verfasst und von über 100 Pfarrern unterzeichnet wurde. Dadurch wurde Ludwig Steil einer der bekanntesten Pfarrer der Bekennenden Kirche in Westfalen. Seine Wahl zum Superintendenten in Herne wurde durch die DC verhindert. Steil gehörte dem Bruderrat der BK in Westfalen bis zu seinem Tod an. Wichtiger Markstein in diesem Kampf war die Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche in Barmen im Mai 1934, die die Barmer Theologische Erklärung veröffentlichte. Steil engagierte sich in Barmen bei der „Erklärung zur praktischen Arbeit der Bekennenden Kirche“. Seit 1935 hielt Steil in Holsterhausen regelmäßig Fürbittgottesdienste für verfolgte und inhaftierte BK-Mitglieder.
Inhaftierung und Martyrium in Dachau
Steil stand von Beginn des Kirchenkampfes an unter Beobachtung durch die staatlichen Organe, was bis 1944 aber ohne ernsthafte Konsequenzen blieb. Mit der Verhaftung am 11. September 1944 begannen seine letzten Monate. Anlass für seine Verhaftung waren öffentliche Stellungnahmen gegen das Euthanasieprogramm der Nazis. Während seiner Inhaftierung in Herne und Dortmund hielt Steil engen Kontakt zu seiner Gemeinde. Im Dezember 1944 wurde er ins KZ Dachau transportiert und wegen einer Grippe in den Krankenblock verlegt. Am 17 Januar 1945 starb Ludwig Steil an Typhus.
Die pastoralen Aufgaben übernahm in der Zeit der Inhaftierung seine Frau Gusti. Nach Kriegsende durfte sie ihren Dienst nicht fortsetzen, da die Westfälische Kirche nicht für den Dienst einer Pastorin bereit war. 1954 veröffentlichte Gusti Steil eine Biographie über Ludwig. Die Evangelische Kirche von Westfalen ehrte ihn durch die Namensgebung des Ludwig-Steil-Hofes, einer diakonischen Einrichtung in Espelkamp.
Als Märtyrer der Bekennenden Kirche sind mehrere Häuser und Straßen, auch in Herne, nach Ludwig Steil benannt.
Zusammenfassung: Dr. Horst Hoffmann, Pfarrer