Als wir an einem Montag im Mai morgens in der ersten Stunde alle schlecht gelaunt, da das Wochenende schon wieder vorbei war, im Computerraum in der vierten Etage saßen, wo unser Europa-Kurs stattfindet, erzählte unser Kurslehrer, Herr Wulff, uns mit großer Begeisterung, dass wir in der dritten und vierten Stunde zu einem Vortrag mit dem Titel 111 Gründe sich mit Polen zu beschäftigen gehen „dürfen“. Lust darauf, sich diesen Vortrag anzuhören, hatte keiner von uns. Das änderte sich während des Vortrages aber schnell, da er viel spannender und lustiger war, als wir alle erwartet hatten.
Es ging um eine kurze, aber interessante Reise durch Polen. Bei dem Vortrag waren alle Schülerinnen und Schüler dabei, die einen Europa-Kurs gewählt haben.
Matthias Kneip, Schriftsteller, Publizist, Polenreferent und Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut, der Germanistik, Ostslawistik und Politologie an der Universität Regensburg studiert hat, erzählte uns also über Polen. Er erzählte aus seinem Alltag, las einige Prosatexte und Gedichte aus seinen selbstverfassten Büchern, unter anderem aus dem Band 111 Gründe, Polen zu lieben, und brachte uns auch etliche Male zum Lachen.
Am Anfang des Vortrages erzählte Matthias Kneip ziemlich viel über die Geschichte seiner Familie, über seine Kindheit und über seine wissenschaftliche Beschäftigung mit Polen und der polnischen Sprache und Kultur.
In den Jahren 1995 und 1996 arbeitete er als Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Oppeln in Polen. Dort begann auch seine literarische Auseinandersetzung mit Polen und erste Texte entstanden. Heute arbeitet Kneip als wissenschaftlicher Mitarbeiter am deutschen Polen-Institut in Darmstadt sowie als freier Schriftsteller und Polenreferent für unterschiedliche Unternehmen. Er gehört zu den bekanntesten Mittlern im deutsch-polnischen Kulturaustausch.
In seinem Vortrag erzählte Matthias Kneip mit Hilfe seiner selbstgeschriebenen Bücher in vielen verschiedenen Beispielen etwas darüber, wie die Menschen in Polen leben, wie sie „drauf sind“ und wie sie sich von den Menschen in Deutschland unterscheiden. Dabei band er sein Publikum, also uns, sehr intensiv ein und brachte uns immer wieder dazu, unsere Gedanken und Meinungen zu äußern.
Kam jemand im Publikum aus Polen, fragte er nach dem Herkunftsort und danach, ob diese Personen ähnliche Erfahrungen gesammelt hätten wie er.
Matthias Kneip hat die Vorstellung sehr lustig gehalten und seinen Humor in den Vordergrund gestellt.
Er hat viele Gedichte geschrieben, darunter zwei, die sich einmal mit Frauen und einmal mit Männern befassen. Die Gedichte wirkten auf jede Person anders. Dazu gab es Witze, Anekdoten und Aphorismen, die ebenfalls sehr lustig aufgenommen wurden.
Ein paar Beispiele:
1. Mein Lieblingswort auf Polnisch: „Wycieraczki“ – Scheibenwischer
2. „Ein BH hält nicht immer das, was er verspricht.“
3. „Aufpassen Herr Taxifahrer, da ist eine Kurve!“ auf Polnisch: „Proszę Pana niech Pan uważa tam jest Kurva!“ (Matthias Kneip wusste nicht, wie Kurve auf Polnisch heißt; „Kurva“ heißt auf Deutsch allerdings „Schlampe“ – richtig wäre „Skręt“ gewesen. Der Taxifahrer hat sich schlappgelacht und Matthias Kneip wusste nicht weswegen.)
Hauptsächlich hat er uns Erfahrungen mitgeteilt, die er selber sammeln konnte, als er sich in Polen befand. Matthias Kneip erzählte ebenfalls von seinen Lieblingsstädten in Polen. Am Ende gab’s sogar ein kleines Quiz rund um die polnische Flagge und die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten Fragen stellen.
Die Schülerinnen und Schüler waren nach der Präsentation sehr begeistert – dem Autor ist es also gelungen, Interesse an dem Land östlich von uns zu wecken.
Matthias Kneip war zum vierten oder fünften Mal an unserem Berufskolleg, auch weil wir Europaschule sind – und ganz sicher war er nicht zum letzten Mal in Herne.
Text: Der Europakurs der HBFG 11 (Milena Legowska und Aleyna Öztürk, Daysen Geduttis und Joline Hasecke und Pia Berlin)