Anlässlich des Weltflüchtlingstages, der seit 2001 immer am 20. Juni begangen wird, fand in diesm Jahr 2019 am Mulvany Berufskolleg am Westring eine hochkarätig besetzte Veranstaltung zum Thema „Globales Lernen“ statt.
Der Staatssekretär im Ministerium für Schule und Bildung in NRW, Mathias Richter, war ebenso nach Herne gekommen wie der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer. Außerdem fanden sich mehrere Mitglieder der oberen Schulaufsicht in Herne ein, die Herner Dezernentin für den Fachbereich Schule und Weiterbildung, Gudrun Thierhoff, Vertreterinnen des Kommunalen Integrationszentrums und der Jugendkunstschule und der Schulleiter des benachbarten Emschertal-Berufskollegs.
All diesen Ehrengästen zum Trotz stand eine ganz andere Gruppe im Mittelpunkt an diesem Tag: Es ging um Geflüchtete, die ganz neu oder auch schon etwas länger in Herne leben und deshalb hier zur Schule gehen. Deren Bandbreite ist erstaunlich. So konnten die Gäste sich zunächst im Rahmen von Unterrichtsbesuchen darüber informieren, wie Maßnahmen zur Alphabetisierung dieser fast erwachsenen Lernenden konkret aussehen bzw. auf welch hohem Niveau nach nur einem Jahr bereits gearbeitet wird mit Schülerinnen und Schülern, die ohne irgendwelche Deutschkenntnisse hier angekommen sind.
Als richtig spannend und bis zum letzten Moment kurzweilig entpuppte sich die sich anschließende Gesprächsrunde zwischen den Ehrengästen, geflüchteten Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Bildungsgängen und Lehrerinnen und Lehrern, die mit den Geflüchteten intensiv arbeiten. Wenn etwas deutlich geworden ist, dann dies: Jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler bringen ihre sehr unterschiedlichen Geschichten, Träume, Motivationen, Schwierigkeiten, Erfolgsgeschichten und Zukunftspläne mit. Und sie sind stolz und froh über das Erreichte und dankbar für die Möglichkeiten, die ihnen in Herne geboten werden. Aber zu jeder Geschichte gehört – auch das wurde deutlich gesagt – das Erleben bürokratischer Hürden: So berichtete ein Schüler, dass er sich über das Programm „Talentscouts“ ein Stipendium für einen Sprachkurs in England erarbeitet hat, den er letztlich nicht antreten konnte, weil sein Aufenthaltsstatus eine Reise nicht gestattete. Eine Schülerin gab zu bedenken, dass es schwer falle, sich für eine Ausbildung zu motivieren, wenn man nicht wisse, ob man sie abschließen könne oder zuvor Deutschland wieder verlassen müsse.
Beeindruckend war die Runde, weil alle Beteiligten sehr konkret und „auf Augenhöhe“ miteinander ins Gespräch kamen. Die Gäste konnten mitnehmen, dass manche gut gemeinte Maßnahme in der Umsetzung noch verbessert werden kann. Und die Schülerinnen und Schüler bilanzierten, dass es eine gute Erfahrung war, denjenigen, die die Rahmenbedingungen ihres Hierseins schaffen, einmal ganz direkt mitteilen zu können, was gut läuft – und was schwierig ist.
Am Ende waren sich alle Teilnehmenden einig, dass der Vormittag ein Erfolg auf der ganzen Linie war, dass jeder von jeder viel Konkretes gelernt hat, und dass es gut war für alle, hinter Zahlen und Fakten einmal Gesichter kennenzulernen und miteinander zu reden. Eigentlich eine Runde, die öfter zusammenkommen sollte…
Text: Christopher Wulff
Foto: Angelo Daut